Waschmaschinen

(schadstoffarme Gross¬geräte, Preislage 1'000 bis 5'000 DM), Zusammenarbeit mit den Firmen Zanker GmbH und Electrolux Wäschereimaschinen GmbH, Tübingen, beides Toch¬ter¬firmen der Electrolux Gruppe.

Die Abschnitte 6.2.0. und 6.2.1. (eigentliche Herstellerfallstudie) sind in Zusam¬men¬arbeit mit den Herstellerfirmen erarbeitet. Für die Abschnitte 6.2.2. und folgen¬de (Produktfallstudie) liegt die Verantwortung ausschlieálich bei der Forscher¬gruppe.

6.2.0. Beschreibung des untersuchten Gerätes

Ausgangspunkt der Fallstudie war die Haushaltwaschmaschine; später hat sich jedoch herausgestellt, dass ein Einsatz von Langzeitgeräten (technische Strategie (A)) in Verbindung mit geteilter oder Mehrfach-Nutzung (Vertriebs-Strategie (V2)) volks- und betriebswirtschaftlich bedeutend sinnvoller ist. Die Fallstudie vergleicht des¬halb den Ist-Zustand 'Haushaltwaschmaschine' mit der Primäroption '"halbgewerbliche" Waschmaschine'. Angaben betreffend die letzteren sind im analy¬ti¬schen Teil der Fallstudie (6.2.1. bis 6.2.3.) zur Unterscheidung in Kursivschrift mit Ver¬tikal¬balken dargestellt.

Haushaltwaschmaschine oder Waschvollautomat (WA), für Verwendung im pri¬va¬ten Haushalt; Funktionen: Waschen 30-90/95o Grad, Spülen und Schleu¬dern. Wasch¬maschinen sind, bedingt durch ihr Gewicht und den Wasseran¬schluss, orts¬gebun¬dene Geräte, die auf einen mobilen Kundendienst angewiesen sind. Das Gerät ist Teil einer Produktfamilie, die Haushaltmaschinen, halb¬gewerbliche und gewerb¬li¬che Maschinen umfasst.

Halbgewerbliche Waschmaschinen sind Wasch-Schleuder-Automaten, die wie Haushaltwaschmaschinen Wäsche waschen, spülen und schleudern, ein ähnliches Fas¬sungs¬vermögen von 5 bis circa 7 kg Wäsche aufweisen, eine etwas grössere Wasch¬trom¬mel besitzen als Haushaltwaschmaschinen, eine wesentlich kürzere Waschzeit und vor allem eine erheblich längere Lebensdauer haben (anstelle von 2'500 bis 3'000 Wasch¬zyklen für Haushaltwaschmaschinen etwa 8'000 bis 15'000 für bestehende halb¬ge¬werbliche Geräte, bis 30'000 für ein Langzeitgerät).

Marktbeschreibung
Der Waschmaschinenmarkt der privaten Haushalte in der Bun¬desrepublik Deutsch¬land ist zu 92% gesättigt; Produktinnovation ist deshalb im heutigen ver¬kaufs¬orien¬tier¬ten Markt als Kaufanreiz zur Substitution vorhan¬dener Maschinen eine Not¬wendig¬keit.
Bedingt durch den Trend zu Kleinwohnungen in Mehrfamilien¬häusern entsteht ei¬ne entgegengesetzte Nachfrage nach halb¬gewerblichen Maschinen für Gemein¬schafts¬wasch¬küchen und Selbstbedienungswaschsalons (SB-Waschsa¬lons). Die Programm¬ge¬stal¬tung soll ähnlich der Haushaltwaschmaschine sein, aber eine kürzere Waschzeit auf¬weisen und robust sowie einfach in der Bedienung sein.

Marktvolumen
Der deutsche Waschmaschinenmarkt im Jahr 1989 betrug l'767'000 Stück; davon waren 1,75 Millionen (99%) Haushaltwaschmaschinen, 13'000 halb¬gewerbliche und 4'000 gewerbliche Waschmaschinen.

In der Bundesrepublik Deutschland wurden im gleichen Jahr 2'079'000 Wasch¬ma¬schi¬nen hergestellt, davon waren rund 30'000 halbgewerbliche und 5'200 gewerb¬li¬che Geräte.
Der Gesamtmarkt für Hausgeräte beträgt rund 8'830'000 Stück; davon sind 23,7% Kühlschränke, 19,3% Waschmaschinen, 14,3% Herde, gefolgt von Gefrier¬gerä¬ten, Geschirrspüler und Trock¬nern (Quelle: Lipp, Hans J. und Riller, Peter (1990)).

Gerätepreisentwicklung
Eine Haushaltwaschmaschine mit Schleudergang von ca. 400 bis 500 U/min kostete vor 30 Jahren etwa 2'200 DM, heute nur noch rund 1'000 DM für ein Gerät mit 800/ 900 U/min, trotz einer bedeutenden Geldentwertung in dieser Zeitspanne.
Publizierte Studien über das Produkt Waschmaschine (vgl. Kapitel 3):

  • Stiftungen Warentest und TNO; UBA Berlin; 1979;
  • Influence de la dura¬bilit‚ sur le bilan ‚nergetique; ‚tudes de cas, CPR/ RPA; EG-Kommission; 1978;
  • Recyclingorientierte Produktgestaltung, Dipl Ing Harald Meyer; Diss.arbeit TU Berlin, Prof Beitz; 1983,
  • Conceptie en recyclage van huishoudtoestellen, ECCOR ; EG-Kom¬mission 1984.
Verschleissteile
Motor, Lager und Timer (Programmschaltwerk) einer Haushaltwaschmaschine ha¬ben eine auf die technische Sollebens¬dauer abgestimmte Auslegung. Eine feh¬len¬de War¬tung durch den Benutzer (regelmässige Reinigung z.B. des Filters und der Wasch¬mittel¬einspülung) oder unsachgemässe Nutzung (Unterdosierung des Wasch¬mit¬tels kann in Abhängigkeit der Wasserhärte zu Verkalkung der Heizele¬mente füh¬ren) kann hingegen zu Pannen führen.
Halbgewerbliche und gewerbliche Geräte sind robuster konstruiert und weisen häu¬fig keinen Filter auf.

Lebensdauer
Die effektive Lebensdauer der Haushaltwaschmaschine, d.h. Angaben über das Alter bei der Entsorgung (Durchschnitt, Minimum, Maxi¬mum), sind nicht verfügbar. Der mathe¬matische Durchschnitt, errechnet aus Gesamtbestand und Ersatzverkauf, beträgt ungefähr zehn Jahre.

Mögliche künftige Technologiesprünge
Die moderne Waschmaschine ist ein Gerät, das im Bereich der Parameter Chemie-Mecha¬nik-Zeit-Temperatur (der Sinnersche Kreis) eine Mehrfachop¬timierung er¬brin¬gen muss, wobei als Zusatzbedingung eine möglichst schonende Behandlung der Tex¬tilien zu berück¬sichtigen ist. Dabei sind viele Grenzen schon heute praktisch er¬reicht.

Verbesserungen sind noch möglich auf dem Gebiet der Waschchemie (z.B. (compu¬tergesteuerte) Dosierung von Waschmittel aus Vorrat entsprechend Ver¬schmut¬zung, Beladungsmenge und Wäscheart; das Waschen mit niedrigeren Tem¬pe¬ra¬turen), sowie auf dem Textilgebiet (neue Textilien, die sich leichter auswaschen und ausspülen lassen).
Verbesserungssprünge wären höch¬stens mit einer völlig anderen Wasch¬technik (z.B. ohne Wasser) möglich.

6.2.1. Ist-Zustand der heutigen Produktion und des Vertriebs

Entwicklung, Konstruktion, Fabrikation
Die Haushaltwaschmaschine ist für eine technische Sollebensdauer von mindestens 2'500 Waschzyklen mit vollem Programm zu 90/95o Celsius, respektive 3'500 Zyklen zu 60o C, ausgelegt; moderne halbgewerbliche Geräte erreichen je nach Hersteller bis zu 15'000, gewerbliche Maschinen 30'000 Betriebsstunden und mehr. Die Lei¬stun¬gen der Geräte werden gemäss DIN 44983 gemessen. Waschmaschinen wer¬den (vom untersuchten Hersteller) heute noch ländergruppen¬spezifisch kon¬struiert, da gewis¬se Standardanforderungen auf europäischer Ebene noch nicht voll harmonisiert sind oder län¬derspezifisch ausgelegt werden (siehe dazu auch die Einleitung zu Abschnitt 4.2.).

Anmerkung: Die "Durchschnittsfamilie" wäscht 4 Kochwäschen (90o), 4-6 Bunt¬wäschen (60o) und 8 Feinwäschen (30o) im Monat; bei einem Zwei-Personen-Haus¬halt beträgt die durchschnittliche Nachfrage 1 Kochwäsche, 8 Buntwäschen und 4 Feinwäschen im Monat (Quelle: Umfrage des SIH-Magazins, 1990).

Das Gerät ist im Prinzip in seiner Konstruktion wartungs- und entsorgungs¬freund¬lich ausgelegt. Der Benutzer sollte zwei Wartungsarbeiten sel¬ber aus¬führen (Ablauf¬fil¬ter und Waschmitteleinspülung reinigen); allfällige Reparaturar¬beiten sind dem Fach¬mann vorbehalten. Das Gerät ist während der technischen Sollebensdauer weit¬ge¬hend unterhaltsfrei. Risiko-Management-Ueberlegungen in der Geräteent¬wick¬lung werden heute verstärkt berücksichtigt und haben z.B. dazu geführt, dass
bei kommenden gewerblichen Geräten alle elektrischen Teile, inbegriffen des Motors, oben im Gerät angeordnet sein werden, d.h. direkt unter dem Deckel und geschützt vor möglichen Wasserlecks. Dies erhöht die Reparaturfreundlichkeit ("Deckel auf und alles ist zugänglich") wie auch die Langlebigkeit des Gerätes.

Anmerkung: Gewisse andere Hersteller haben eine leicht wegnehmbare Gerä¬te¬front, um den Zugang zu den Komponenten, und damit Reparaturen, zu erleich¬tern.

Die Materialwahl erfolgt im Rahmen der Normen und Gesetze nach ökonomi¬schen Krite¬rien; mechani¬sche Komponenten sind vom Hersteller gefertigt, elek¬trome¬cha¬ni¬sche und elek¬tronische Komponenten sind zugekauft; eine Komponen¬tennormung besteht heute noch nicht, Bestrebungen zur Einführung von Standard¬komponenten sind aber im Gange. Tafel 6.2.A. zeigt die Materialbilanz einer Haushalt¬wasch¬maschi¬ne.

Vertrieb (bis zum Verkaufspunkt)
Haushaltwaschmaschinen werden zu rund zwei Drit¬teln über den Gross- und Fach¬han¬del, und zu je einem Sechstel über den Versand¬handel und Cash-and-Carry-Märk¬te vertrieben.
Halbgewerbliche und gewerbliche Waschmaschinen werden über spezia¬lisierte Fach¬händ¬ler und werkseigene Fachberater vertrieben.

Kundendienst (nach dem Verkaufspunkt)
Die Garantiezeit des Herstellers in der Bundesre¬publik Deutschland beträgt zwölf Mona¬te für Haushaltgeräte, sechs Monate für den gewerblichen Bereich.
Anmerkung: besonders in Grossbritannien wird von vielen Herstellern eine Ga¬ran¬tie¬versicherung (mit Jahresprämie) von zusätzlichen vier Jahren ange¬boten.

Der Her¬steller- oder Markenkundendienst "Elpro", der den Kundendienst aller Gerä¬te der Electrolux-Gruppe sicherstellt, betreut rund die Hälfte der installierten Haus¬haltwaschmaschinen. Ausserdem besteht eine Reihe von her¬steller¬unab¬hängi¬gen Kundendienstorganisationen, u.a. in Form von Händlerservice¬stellen, eigen¬stän¬di¬gen Kundendienstfirmen und eigenen Kundendiensten des Versandhandels.

Erklärtes Ziel des Hersteller-Kundendienstes für Haushaltmaschinen ist es, je¬dem Anruf innerhalb von 4 Tagen Folge zu leisten; daneben hat er auch die Funk¬tion der Ersatzteilversorgung für alle Parteien sicherzustellen.

Für halbgewerbliche und gewerbliche Maschinen besteht ein eigener Kunden¬dienst, der zum Teil identisch mit den Fachhändlern ist und der mit kürzeren Reaktions¬zeiten (24 Stunden) arbeitet.

Die Serviceleute vor Ort haben eine vorwiegend technische Ausbildung (Mecha¬ni¬ker oder Elektriker); Mitarbeiter mit speziellen Elek¬tronikkenntnissen sind vor allem im gewerblichen Kundendienst zu finden.

Die Preisgestaltung der Ersatzteile ist "industriekonform", d. h. der Gesamtwert eines Gerätes - als Addierung der Preise aller Einzelteile - liegt weit über dem Ver¬kaufs¬preis des fertigen Gerätes (je nach Komponente ein Faktor 3 bis 20).

Es sei daran erinnert, dass für den Rest der Fallstudie (Abschnitte 6.2.2. und folgen¬de (Produktfallstudie)) die Verantwortung ausschlieálich bei der Forschergruppe liegt.

6.2.2. Ist-Zustand der Entsorgung

Kundendienst "end-of-pipe"
Bei Haushaltmaschinen findet eine Entsorgung der Alt¬geräte oder der Verpa¬ckung durch den Kundendienstmann normalerweise nicht statt; macht dies ein Kunde aber beim Kauf eines neuen Gerätes zur Bedingung, so werden die Geräte einer Ent¬sor¬gungs¬firma zuge¬führt.

Eine eigene Strategie verfolgt z.B. das Grossversandhaus Quelle, welches Geräte unter seiner eigenen Marke verkauft und durch einen eigenen Kunden¬dienst be¬treut, Altgeräte zurücknimmt, gewisse Komponenten ausbaut und wiederver¬wen¬det (Stra¬tegie C: Lebensdauer-ver¬längerung von Komponenten) und den Rest ver¬schrot¬ten lässt.

Die Entsorgung der Haushalt-Altgeräte erfolgt zum grossen Teil durch den Sperr¬müll oder durch "Spermüllmarder", d.h. Altwarenhändler, die dem Sperrmüll zu¬vor¬kommen und sich unter den am Strassenrand stehenden Geräten bedienen. Ueber die Bedeu¬tung des Material¬recyclings bei den Altgeräten (aufgeschlüsselt nach Materialbilanz) hat die Studie keine genauen Angaben ergeben.

Bei halbgewerblichen und gewerblichen Altgeräten erfolgt die Entsorgung - nach weit¬ge¬hen¬der Ausnützung der Möglichkeiten der Strategien (B) 'Lebens¬dauerverlängerung gan¬zer Produkte' und (C) 'von Komponenten' durch die Betreiber - durch den Schrott¬handel.

6.2.3. Strategien

Grundstrategie (1) Langlebigkeit: Waschmaschinen sind technisch ausgereifte Pro¬duk¬te für Monoanwendung (im Gegensatz zum Elektrowerkzeug der Fallstudie 1); bewusster Missbrauch der Geräte durch den Nutzer ist selten.

(A) Langzeitgüter: Die heutige Waschmaschine ist in drei Optionen erhältlich: als Haus¬halt-, halbgewerbliche und gewerbliche Maschine. Jede dieser Optionen hat von der technischen Sollebensdauer her sowohl in Bezug auf Auslegung (Tren¬nung in Traggerüst, Gehäuse, elektronische Steuerungs- und Antriebs¬kom¬po¬nen¬ten) als auch auf Nutzungsinten¬sität die Eigenschaften eines Lang¬zeit¬gu¬tes (eine Haushaltma¬schine hält rechnerisch bei 3 (Kleinfamilie) bis 5 (Gross¬fami¬lie) Waschvorgängen pro Woche, d.h. 150 bis 230 pro Jahr, rund 15 bis 20 Jahre).

(B) Nutzungsdauerverlängerung ganzer Produkte (Haushaltwaschmaschine):
(B1) Wiederverwendung: Es besteht ein kleiner Markt für Gebraucht¬geräte, vor allem von privat zu privat und in Quartierläden, kaum aber durch den Fach¬handel, und normalerweise ohne Garantie. Die Strategie des 'Weg¬rüstens' nach Osteuropa besteht zu einem uns unbekannten Grad (vgl. Abschnitt 5.4.2., sowie 6.4.1.).
(B2) Reparaturen werden durch den Kundendienst der Hersteller, der Ver¬sand¬häu¬ser oder durch unabhängige Kundendienstfirmen ausgeführt, wobei die hohen Er¬satzteilpreise und die fehlende Komponentennormung sich als Hin¬der¬nisse auswirken können (vgl. Abschnitt 5.4.3.).
(B3) Wiederinstandsetzung unter Verwendung von Hersteller-Ersatzteilen ist aus Gründen der Ersatzteil-Kosten¬struktur häufig nicht wirtschaftlich und im Markt nicht zu finden;
über die lokale Wiederinstandsetzung unter Verwendung von Ge¬braucht¬teilen hat die Studie in der Bundesrepublik keine Angaben gefun¬den; in anderen Ländern wird diese Tätigkeit von "Reparaturläden" ausge¬führt (vgl. Abschnitte 6.4.1., sowie 8.1.4., Stichwort 'Reparaturläden');
die zentrale Aufarbeitung von Haushaltwaschmaschinen ist un¬bekannt.
(B4) Technologisches Hochrüsten: aus der Liste der technischen Neuerun¬gen der letzten zehn Jahre (siehe Tafel 6.2.B.) kann ersehen werden, dass ein Hoch¬rüsten nur für die Steuerungskomponenten (Programme und Timer) sinn¬voll wäre. Hierfür bieten sich austauschbare Datenträger für die Steue¬rungs¬technik an, die entsprechend der Weiterentwicklung geändert bzw. neu erstellt werden können. Da der Fortschritt bei den Waschprogrammen aber zentraler Punkt des Substitu¬tionsverkaufs ist, werden vor allem Flotten¬manager mit vermieteten Geräten an dieser Möglichkeit interessiert sein.
Servicefirmen, welche ein lokales Hochrüsten bestehender Wasch¬maschi¬nen vor Ort anbieten, sind uns nicht bekannt geworden.
Für gewerbliche und halbgewerbliche Waschmaschinen sind auch neu¬arti¬ge Waschvollautomaten mit komplett auswechselbaren Steuer- und Bedien¬elementen denkbar, besonders bei elektronischer Steuerung.
Das Recycling der Waschlauge wäre eine Möglichkeit, bestehende halb¬gewerb¬liche und gewerbliche Waschmaschinen technologisch nachzurüsten. Beson¬ders bietet sich hierfür auch die Dosierung von Kom¬ponenten¬wasch¬mitteln an, die möglicherweise extern aus Vorratsbehältern erfolgen könnte. Dabei ist allerdings zu beachten, dass der Aufwand für ein technologisches Hochrüsten relativ gross ist.
(B) Nutzungsdauerverlängerung ganzer Produkte (halbgewerbliche und gewerb¬liche Waschmaschinen):
Die Strategien B1 bis B4 werden durch die spezialisierten Fach¬händler, welche Geräte ver¬kaufen und eintauschen, mindestens teilweise ähnlich wie beim Flottenma¬nage¬ment ausgeübt.

(C) Nutzungsdauerverlängerung von Komponenten (Haushaltwaschmaschinen):
(C1) manche freien Handwerker haben eigene Lager an gebrauchten Schlüs¬sel¬kom¬ponen¬ten wie Motoren und Timern, deren Lagerung aber der Modell¬viel¬falt wegen nicht wirtschaftlich und mengenmässig kaum von Be¬deutung sind;
(C2), (C3), (C4) es ist keine zentrale Aufarbeitung bekannt.
(C) Nutzungsdauerverlängerung von Komponenten (halbgewerbliche und gewerb¬liche Waschmaschinen):
Die Strategien C1 bis C4 werden durch die spezialisierten Fachhändler, welche Geräte ver¬kaufen und eintauschen, ähnlich wie beim Flottenmanagement aus¬geübt (Beispiel Motor¬neuwick¬lung); der Anwendungsgrad ist un¬bekannt.

(V) Abfallvermeidende Vertriebsstrategien
(V1) Betriebsleasing und Vermietung: bestehen heute nur für gewerbliche Maschi¬nen,
(V2) geteilte Nutzung: gibt es, unter Verwendung halbgewerblicher Maschinen, in ande¬ren Ländern (z.B. Schweden, Schweiz, US Ostküste) in den meisten Mehr¬familien¬häusern, sowie in den Waschsalons der meisten Industrie¬län¬der.
(V3) Verkauf der Dienstleistung "Qualitätskontrolle" statt Ersatzverkauf von Pro¬duk¬ten: in der Fallstudie Waschmaschinen haben sich keine Anhalts¬punkte für eine Anwendung dieser Strategie ergeben.

Grundstrategie (2) Materialrecycling
Probleme im Materialrecycling entstehen vor allem durch Verbundstoffe, Ver¬bund¬tei¬le, Sonderabfälle, fehlende Kennzeichnung der Werkstoffe, fehlende Sam¬melorganisationen und fehlende Recyclingtechnologien (Materialbilanz vgl. Tafel 6.1.4.; sowie Meyer (1983)).

  • Verbundstoffe wie glas¬faserverstärkte Kunststoffe werden heute beim in der Fallstu¬die untersuchten Hersteller nur bei (in Frankreich hergestellten) gewerb¬li¬chen Waschmaschi¬nen verwendet; glaserfaserverstärkte Polypropylen-Bottiche wer¬den bei im Aus¬land gefertigten Haushaltwaschmaschinen eingebaut;
  • Verbundteile liegen vor in Form des Motorankers (Kupferwicklungen, Eisen¬kern, Träufelharz), sowie des Timers (Vielzahl an Nichteisen¬metallen und Kunst¬stoffen, Träufelharz);
  • Sondermüll: das Produkt ist cadmiumfrei; die Waschtrommel besteht aus Chrom¬stahl, der je nach Maschinentyp z.B. die Elemente Ni, Cr, Mg enthält;
  • die heutigen Geräte besitzen keine spezielle Werk¬stoffkennzeichnung; für die Gerä¬te ab Baujahr 1991 wird diese gemäss DIN 7728 einge¬führt;
  • eine getrennte Sammelorganisation zur Entsorgung von Altmaschinen gibt es heute nur in Ausnahmefällen; die Entsorgung erfolgt vor allem durch die Sperr¬müll¬organisation der Gemeinden, welche die Waschmaschinen an Entsorger-Recyc¬ling¬betriebe weitergeben oder sie auf Halde deponieren (siehe Fallstudie Ser¬vice¬sektor, Abschnitt 6.4.);
  • fehlende Recyclingtechnologien: für die Stoffe gemäss Tafel 6.1.A. fehlen diese Technologien für die meisten nichmetallischen Stoffe: Aufgrund der Mate¬ria¬lien¬vielfalt und der Mengenverhältnisse kann gefolgert werden, dass es sich bei der Waschmaschine in der vorliegenden Form um ein schlecht zu trennen¬des Pro¬dukt handelt, von dem sich vor allem die Metallteile rezyklieren lassen, da anzu¬nehmen ist, dass die anderen Stoffe zum Teil chemisch und me¬chanisch stark miteinander verbunden sind:
  • die Metalle lassen sich in der Regel leicht vom Rest trennen und rezy¬klie¬ren,
  • Klebstoffe und Dichtungen (Duroplaste) können nicht rezykliert wer¬den und stören das Recycling der thermoplastischen Kunststoffe,
  • das Kunststoffgemisch (17 Kunststoffarten) kann mit vernünftigem Auf¬wand nicht in sortenreine Fraktionen getrennt und damit nicht re¬zykliert wer¬den, ausser wenn (dank dem Flottenmanagement) grössere Mengen von Poly¬styrol, PVC oder Polyamide in mindestens 90% Reinheit zur Verfü¬gung stehen. Eine Verbrennung (Thermo"recycling") des Kunststoff¬gemi¬sches ist nur in Feuerungsanlagen mit weitgehender Rauch¬gasreinigung mög¬lich; die Kapazi¬täten dieser Anlagen sind zur Zeit in Euro¬pa noch sehr beschränkt,
  • Für Papier und Karton gibt es einen Altstoffmarkt,
  • Glas, Zement und Keramik gelten als Inertstoffe und können deponiert wer¬den,
  • Holz kann als Brennstoff weiterverwendet werden, erfordert aber, sofern beschich¬tet oder behandelt, Anlagen mit entsprechender Rauchgasreini¬gung,
  • Neue Produkte aus Abfall: die Betongewichte der Haushaltwaschmaschi¬nen, die 28% des Gesamtgewichtes ausmachen (vgl. Tafel 6.2.A.), könnten ohne Bear¬bei¬tung als einfache Bausteine für Gartenmauern u.ä., z. B. in öffentlichen Anla¬gen, verwendet werden. (Dämpfungsgewichte aus Gusseisen, die bei Wasch¬maschi¬nen ebenfalls vorkommen, können rezykliert werden.)

Gründe für verkürzte Lebensdauer (vorzeitiger Verschleiss):
Kleinwäschen sind unwirtschaftlich und verkürzen die Lebensdauer des Gerätes, da beim Wäscheschleu¬dern nach dem Waschvorgang eine grössere Unwucht auftritt, die zu einer übermässigen Beanspruchung der Federbeine und Stossdämpfer führen kann. Durch spezielle Motoren und deren Steuerung sowie durch Unwuchterken¬nung und Abschalten wurde dieses Phänomen in modernen Waschmaschinen mehr oder weniger neutralisiert. Das Problem der Unwucht wird noch ver¬schärft durch immer höhere Schleu¬dergeschwindigkeiten, die aus konstruktiven (klei¬ne¬re Trom¬mel¬durchmesser) und Marketinggründen (kleinere Trommeldurchmesser) und Mar¬ke¬ting¬gründen (technische Produktverbesserung als Substitutionskaufan¬reiz) vor¬ge¬sehen werden.

Gründe für vorzeitiges Ende der Lebensdauer (Obsoleszenz) durch zu erwartende Technologiesprünge (vgl. Tafel 6.2.B.)
Der Uebergang zum europäischen 230 Volt-Stromnetz bereitet für die im Betrieb befind¬lichen Waschmaschinen keine Probleme, da viele Geräte schon seit einiger Zeit auf diesen Wechsel ausgerichtet sind. Bei älteren Modellen könnte u.U. eine Mo¬torenüberhitzung auftreten. Andere Technologiesprünge, die zu Obsoleszenz füh¬ren könnten, sind für die nähere Zukunft nicht zu erkennen.

6.2.4. Alternativlösungen zur Haushaltwaschmaschine

(siehe Tafel 6.2.C. am Ende der Fallstudie)
Ein Ziel der Fallstudien ist es, Lösungen zu definieren, welche:

  • technisch und kommerziell denkbar sind,
  • für einen Hersteller machbar sind,
  • für die Firmen Zanker GmbH und Electrolux Wäschereimaschinen GmbH unter Einbeziehung der technischen und kommerziellen Möglich¬kei¬ten der Abfall¬vermeidung in der heutigen Lage wünschbar oder min¬destens akzeptier¬bar sind.
Die Lösung, welche diese drei Bedingungen erfüllt, wird im folgenden "Primär¬option" genannt; Lösungen, welche nur die zwei ersten Bedingungen erfül¬len, werden "Optionen" genannt.
Primäroption: Vermietung von 'halbgewerblichen' Langzeitwaschmaschinen für Mehr¬fachnutzung durch den Hersteller als Betreiber (Grundstrategie 1, Stra¬te¬gien (A), (V1) und (V2)), d. h. die Kombination einer technischen Strategie mit einer Vertriebsstrategie.

In Anbetracht der technologischen Konstanz, des Gewichtes und der (Wasser)-Netz¬anbindung einer Waschmaschine bietet sich als bestechendste Alter¬na¬tiv¬lö¬sung die Ferti¬gung von Langzeitgütern (Strategie (A)) an, mit an¬schlies¬sen¬der Langzeitvermie¬tung (Flottenmanagement, Strategie (V1)). Der Her¬stel¬ler ist vor allem am Flottenma¬nagement und einer Nutzungsintensivierung durch Mehrfachnutzung (Strategie (V2)) von halbgewerblichen Langzeitgerä¬ten interessiert, wobei die Miete alle Dienstleistungen während der Nut¬zung (Ersatzteile, Kunden¬dienst, Repara¬turen) miteinschliesst. Diese Lösung bedingt:

  • in der Produktentwicklung die Berücksichtigung einer grösstmöglichen Anpass¬barkeit (im Sinne offener Systeme) an künftige Nutzeran¬forde¬run¬gen und technische Neuerungen, sowie eine konsequente Anwendung des Vermeidensengineering (vgl. Tafel 9/2, Kapitel 9),
  • in der Produktion ein recyclinggerechtes Konstruieren, eine grösst¬mög¬li¬che Normierung der Komponenten und Baugruppen, eine Beschränkung auf die kleinstmögliche Zahl verschiedener Materialien, die zudem rezy¬klier¬bar sein müssen, ein weitgehender Verzicht auf Ver¬bundmaterialien
  • in der Nutzung eine umfassende lebenslange Verantwortung ("unbe¬schränkte Garantie") für das Gerät, welche die Uebernahme aller Reparatur-, Service- und Entsorgungskosten miteinschliesst,
  • in der Entsorgung ein Rücknahme- und Entsorgungssystem mit einem Flotten¬management auf Komponentenebene.
Option Langzeit-Haushaltwaschmaschine (Strategie (A) mit Vermietung durch einen anderen Betreiber als den Hersteller (Gross-, Fach- oder Ver¬sandhandel)

Die Geräte wer¬den in der Fertigung als Langzeitgüter ausgelegt (Modulbau¬weise, Vermei¬densengineering, Komponentennormung) und an den Betreiber verkauft, der die Geräte an den Endnutzer vermietet (die Miete schliesst alle Dienst¬leis¬tungen während der Nutzung mit ein). Ausschlaggebend für einen Erfolg sind hier der Marktzugang sowie ein Inkassowesen für Kleinbeträge.

Option der Nutzungsdauerverlängerung ganzer Güter:

  • Bei Haushaltmaschinen besteht ein funktionierendes Kundendienstnetz, das aber die herstellerbedingten Grundprobleme der hohen Reparaturkosten (feh¬len¬de Komponentennormung, Baugruppen statt Teile) nicht überwinden kann; ein Gebrauchtwarenmarkt besteht nur sehr beschränkt, sein möglicher Ausbau ist mit der Frage der Bestimmung des Restnutzen und einer Garantie für Gebraucht¬waren verbunden (vgl. Abschnitt 8.1.5. Stichwort 'Prüfmethoden zur Bestim¬mung des qualitativen Ist-Zustandes'; sowie 8.1.4., Stichwort 'Reparatur¬läden für Konsumgüter';
  • Für halbgewerbliche und gewerbliche Maschinen besteht ein gut funktio¬nieren¬der Handel mit Gebraucht¬maschinen (Strategie B1); in diesem Markt¬segment wer¬den auch die Strate¬gien B2 (Reparatur) und B3 (Wieder-instand¬setzung) ein¬ge¬setzt.
Option der Nutzungsdauerverlängerung von Komponenten:
  • bei Haushaltmaschinen stark erschwert durch die fehlende Konstanz und Nor¬mung der Komponenten verschiedener Baujahre und Hersteller;
  • bei gewerblichen Maschinen werden die Strate¬gien C2 und C3 (Beispiel Motorneuwicklung) bereits eingesetzt.

Reservestellung (Redundanz)
die Nutzer-Option des Zweitgerätes zur Absicherung kann aus Platz¬gründen bei Wasch¬maschinen weitgehend ausgeschlossen werden.

6.2.5. Verbesserungen

Hersteller-Massnahmen im Uebergang vom Ist-Zus¬tand zur Alternativlö¬sung Primär¬option
Fertigungsbezogen: Produktentwicklung und -konzeption gemäss den Prinzipien lang¬le¬bi¬ger Produkte (vgl. Kapitel 5): Modul¬bauweise, herstellerin¬terne Kom¬po¬nen¬ten¬normierung, Hochrüstbarkeit der tech¬nologischen Schlüsselkomponenten (pro¬grammierbarer elektronischer "Timer"), einfache Austauschbarkeit von Bau¬grup¬pen und Komponenten, Erhöhung der Wartungsintervalle für Filter (falls vorhanden) und Waschmitteleinspülung, sowie gemäss den Prinzipien ökonomischer Ressourcennutzung (u.a. Mini¬mie¬rung des Stromverbrauchs, Dosierung von Komponentenwaschmitteln, Wasch¬laugenrecycling) (vgl. Anschnitt 6.2.3.).

Vertriebsbezogen: Umschulung des Kundendienstes vom ausschlieálichen Repara¬tur¬denken zum "Kundenanwaltdenken": vermeidensorientiertes, auf Wirt¬schaft¬lich¬keit durch vorbeugenden Unterhalt ausgerichtetes Flotten-manage¬ment mit Kun¬den¬beratung und -instruktion; u. U. Suche neuer Vertriebs¬partner, die in die¬ser Weise denken; Aufbau eines Rücknahme- und Entsorgungsnetzes für Alt¬gerä¬te und -komponenten im Rahmen eines kostengünstigen Recyclings der Wert¬stoffe und einer sauberen Entsorgung der Altstoffe.
weitere Hersteller-Massnahmen in Richtung abfallarmer Produkte

Fertigungsbezogen: Verminderung der Anzahl verschiedener Kunststoffsorten, u.U. Ver¬wendung hochwertigerer rezyklierbarer Kunststoffe (vgl. Abschnitt 8.1.2., Stich¬wort 'Verminderung der Zahl von Werkstoffen').

6.2.6. Betriebswirtschaftliche Beurteilung der Primäroption

Ein Ziel der Fallstudien ist es, betriebs- und volks¬wirtschaftlichen Auswirkun¬gen der Primär¬option nachzugehen. Dabei werden Verän¬derungen von Ab¬fallmengen, deren Schad¬stoffgehalt und des Ressourcenverbrauchs in Produk¬tion, Vertrieb, Nutzung und Entsorgung berücksichtigt.

Primäroption Fallstudie Waschmaschine: Vermietung, durch den Hersteller als Betrei¬ber, von Langzeitwaschmaschi¬nen für Mehrfachnutzung (Grundstrategie 1, Stra¬tegien (A) und (V)).
Die betriebswirtschaftliche Beurteilung vergleicht folgende zwei Varianten (siehe Tafel 6.2.C. am Ende der Fallstudie):

  • Ist-Zustand: Verkauf von Haushaltwaschmaschinen gemäss 6.2.1., mit be¬schränk¬ter Modulbauweise und ohne Kom¬ponentennormung,
  • Primäroption: Vermietung, durch den Hersteller, von halbgewerblichen Lang¬zeitwaschmaschi¬nen für Mehrfachnutzung:
  • mit weitgehend gleichen technischen Spezifikationen aber etwas grösserer Maschinenauslegung, weitgehender Modulbauweise, nor-mierten Kom¬po¬nen¬ten und optimaler Tourenzahl beim Schleu¬dern (und daher auch Scho¬nung der Wäsche);
  • Flotten¬management durch den Hersteller, Sofort-Kundendienst innerhalb von 24 Stunden (statt 4 Tagen). Vergleicht man nun die Primäroption 'Vermietung von halbgewerblichen Langzeit-Waschmaschinen' mit dem Ist-Zustand 'Verkauf von Haushaltwaschmaschinen', so fallen fol¬gen¬de produktionsund vertriebsbezogene Punkte auf:
  • die Electrolux-Gruppe ist heute Nummer Eins bei den gewerblichen Wasch¬ma¬schi¬nen; sie wird auch bei halbgewerblichen Maschinen hin¬sichtlich Produk¬tions¬kosten und Qualität konkurrenzfähig sein; langlebige halb¬gewerbliche Wasch¬maschi¬nen sind hin¬sichtlich Produktionskosten, Qualität und Ertrag für ein¬en Her¬steller interes¬santer als langlebige Haushaltmaschinen;
  • die Nachfrage nach Gemeinschaftswaschküchen dürfte stärker wachsen als die¬je¬ni¬ge nach Haushalt- oder Kleinwaschmaschinen;
  • Technologiesprünge auf Systemebene, welche eine Strategie der Vermie¬tung von Langzeitgütern gefährden könnten, sind nur durch eine völlig andere Wasch¬technik möglich. Der technische Fortschritt auf Komponen¬tenebene kann u.U. nachgerüstet werden;
  • eine grössere Kundennähe erlaubt eine bessere Erfassung der Nachfrageent¬wick¬lung.

In Betrieb und Instandhaltung weist die Variante der vermieteten halb¬gewerblichen Langzeitwaschmaschinen ebenfalls Vorteile gegenüber dem Verkauf von Haushalt¬wasch¬maschinen auf, sofern in Produktentwicklung und Konzeption die Prinzipien lang¬le¬biger Produkte (vgl. Kapitel 5) be¬folgt werden:

  • gelingt es, den Kundendienst vom Reparatur- und Komponentenersatz¬denken zur vor¬beugenden Kundenberatung und -instruktion umzuschulen, so resultiert daraus ein Preis/Leistungsverhältnis im Kundendienst, das in der Vertriebs¬för¬de¬rung ausgewertet werden kann;
  • eine Waschmaschine für Gemeinschaftsanlagen darf etwas mehr Platz bean¬spru¬chen; damit ist die Anwendung der Modulbauweise einfacher, was wiede¬rum Reparaturen er¬leichtert. Dasselbe gilt für die Ausle¬gung der Maschi¬ne für län¬gere Wartungsintervalle;
  • Flottenmanagement, Vermeidensengineering sowie die Verringerung der stan¬dort¬mässigen Verteilung der Waschmaschinen verbilligen den Kunden¬dienst;
  • die Verwendung von normierten Komponenten verbilligt die Ersatzteillagerhal¬tung und Reparaturarbeiten;
  • die zeitlich unbegrenzte Produkte- und Entsorgungshaftung des Betreibers hin¬ge¬gen bedeutet, verglichen mit der einjährigen Gewährleistung für Fer¬tigungs¬feh¬ler beim Verkauf, einen neuen Risikofaktor für den Un¬ternehmer. Im Bereich der Entsorgung kommt auf den Hersteller-Betreiber von vermie¬teten Langzeitwaschmaschinen die neue Aufgabe des umweltgerechten Materialrecy¬clings zu; berücksichtigt man jedoch, dass:
  • der Hersteller dies bei der Produktentwicklung bereits weiss und somit durch eine entsorgungsfreundliche Produktkonzep¬tion besonders bei Ver¬bundstoffen und Ver¬bundteilen, wie auch durch eine Wiederverwen¬dung von Kompo¬nenten wäh¬rend der Nutzung, eine bewusste Abfallvermei¬dung betreiben kann,
  • die Flottengrösse kleiner sein wird als bei Haushaltsmaschinen für den glei¬chen Be¬darf,
  • über kurz oder lang eine Entsorgungspflicht der Hersteller für Altgeräte nicht ausgeschlossen werden kann, so spricht diese Zusatzaufgabe der Entsorgung nicht länger gegen die Variante einer ver¬mie¬teten halbgewerblichen Waschmaschine.

Hinsichtlich der Verpackung kann angenommen werden, dass (bei gleicher Kapa¬zität) eine halbgewerbliche Langzeitwaschmaschine bedeutend weniger Ver¬pac¬kung braucht als mehrere Haushaltwaschmaschinen. Wenn in Zukunft der Ver¬käu¬fer von Waschmaschinen auch die Entsorgung der Verpackung übernehmen muss, so dürfte diese Aufgabe - z.B. dank Verwendung einer Mehrwegver¬packung - in der Variante einer Vermietung halbgewerblicher Waschma¬schinen leichter zu bewäl¬tigen sein als beim Verkauf von Haushalts¬maschinen.

6.2.7. Umweltaspekte der Primäroption

Wie schneidet die vermietete halbgewerbliche Langzeitwaschmaschine im Ver¬gleich zur verkauften Haushaltwaschmaschine aus der Sicht der Ressourcenschonung, der Abfall¬menge und der Schadstoff¬emission ab?

Ressourcenverbrauch
1. Heute werden die Waschmaschinen teilweise noch auf Deponie gebracht. Bilanz:
Abfallaufkommen 78,5 kg = 100%,
Ressourcenverbrauch 78,5 kg = 100%.

2. Die meisten Waschmaschinen werden aber über den Sperrmüll entsorgt und en¬den beim Schrotthändler, wo durch das Schreddern die Eisen- und Stahlteile (38,6 kg = 49 Gewichts%, siehe Tafel 6.2.A.) zurückgewonnen werden. Bilanz des Schred¬derns:
Abfallminderung um 38,6 kg oder 50%,
Ressourcenverbrauch 39,1 kg oder 50%.
(Abfallaufkommen und Ressourcenverbrauch im Recyclingprozess sind in diesen und den folgenden Zahlen nicht berücksichtigt).

3. Eine Demontage der Altgeräte könnte den Recyclinganteil wesentlich er¬höhen, da die Nichteisenmetalle 3,8 kg = 5%, die wiederverwendbaren Zementsteine 21,9 kg = 28% und die rezyklierbaren Kunststoffe rund 4,5 kg = 6% ausmachen; die ver¬blei¬ben¬den 8,2 kg = 10,4% des Gerätes sind nicht rezyklierbar. Bilanz des Schreddern nach vorangehender Demontage:
Abfallminderung um 38,6 + 31,7 = 70.3 kg oder 89,6%,
Ressourcenverbrauch 8,2 kg oder 10,4%.

Mit dem Ressourceneinsatz unter 1. - 3. lässt sich eine technische Sollwaschleistung von rund 3'000 Waschzyklen erreichen, unter der Annahme, dass das Gerät nicht, z.B. aus Modegründen, vorzeitig weggeworfen wird. Der Ressourcenverbrauch pro Wasch¬zy¬klus beträgt demzufolge:
bei 1. Entsorgung auf Halde 0,026 kg,
bei 2. Schreddern 0,013 kg,
bei 3. Schreddern mit vorausgehender Demontage 0,003 kg.

4. Die Primäroption langlebige 'halbgewerbliche' Waschmaschine für Mehrfach¬nut¬zung verlangt einen um rund 10% erhöhten Ressourceneinsatz (siehe Fuss¬no¬te), erlaubt aber eine rund zehnfach höhere Nutzung des Gerätes (ausgedrückt in Wasch¬zyklen, von 3'000 auf rund 30'000 Waschzyklen (siehe Fussnoten)). Die Bilanz im Ver¬gleich zum Ist-Zustand ist deshalb wie folgt:
Ressourceneinsatz 86,35 kg
Ressourcenverbrauch bei Schreddern mit vorgehender
Demontage 10,4% = 8,98 kg
Ressourcenverbrauch pro Waschzyklus
bei 4. Primäroption 0,0003 kg.

Anmerkung:
1. Die Zahl von 10% ist eine Zankerspezifische Fachschätzung, die nicht für alle Hersteller zutrifft.
2. Da Haushalt- und halbgewerbliche Waschmaschinen verschiedene Fassungsvermögen haben, wäre der korrekte gemeinsame Nenner für diese Berechnungen der 'Ressourcenverbrauch pro kg Wäsche'. Statt dessen verwenden wir 'Ressourcenverbrauch pro Waschzyklus', wobei die 'Waschzyklen' der Haushaltmaschine den 'Betriebsstunden' der halbgewerblichen Maschinen gleich¬gestellt werden.
3. Die angenommene Maschine ist eine Langzeitversion der heutigen 'halbgewerblichen' Waschmaschi¬ne, mit einer Lebensdauer vergleichbar dem heutigen gewerblichen Gerät.

Abfall
Nehmen wir an, die gleiche Gesamtnachfrage nach "Waschleistung" würde statt, wie bis¬her, mit verkauften Haushaltmaschinen nunmehr mit vermieteten halb¬gewerb¬li¬chen Langzeitwaschmaschinen abgedeckt. Daraus ergeben sich neue For¬men von Pro¬duk¬tion und Vertrieb, von Betrieb und Instandhaltung sowie von Entsorgung, mit ent¬sprechenden volkswirtschaftlich relevanten Rückwirkungen auf die Abfall¬menge. Wie sehen letztere im einzelnen aus?

Produktion und Vertrieb
Die ver¬mietete Langzeitwaschmaschine in Mehrfach¬nutzung erlaubt eine Nutzungs¬in¬ten¬sivierung, die eine gegebene Nachfrage nach Waschleistung mit weniger Res¬sour¬cen und letztlich mit weniger Abfall befriedigt. Wie die obige Rechnung gezeigt hat, ergibt die Primäroption (Fall 4) gegenüber dem Ist-Zustand (Fall 2) eine Abfall¬min¬derung um einen Faktor über 40, und gegenüber dem Fall 3 noch um einen Fak¬tor 10 und höher (siehe Anmerkung 4).

Anmerkung 4: Abschnitt 6.2.1 hat gezeigt, dass die effektive Lebensdauer einer Haushaltmaschine rund 10 Jahre beträgt, die technische Sollebensdauer aber 15 bis 20 Jahre. Da für die Berechnungen die Letztere einge¬setzt worden ist, könnte die Abfallminderung sogar doppelt so günstig sein wie ausge¬wie¬sen.

Zusätzlich ist zu erwarten, dass ein Uebergang von der sechs- resp. zwölfmonati¬gen HerstellerGewährleistung des Verkäufers zur unbeschränkten Produkt- und Funk¬tions¬verant¬wortung des Hersteller-Flottenbetreibers, infolge der daraus zu erwar¬ten¬den Konstruktionsänderungen, zu abfall- und ressourcensparen¬den Lösun¬gen führen wird, die aber schwer zu bezif¬fern sind.

Betrieb und Instandhaltung
Die Vermietung halb¬gewerblicher Langzeit¬wasch-maschinen für Gemeinschafts¬nut¬zung ist aus folgenden Gründen der Nutzungs¬daueroptimierung abfallmässig günstig:

Strategie (B) Nutzungsdauerverlängerung
(B1) Die Gefahr einer fehlenden Wartung durch den Benutzer wird durch den Flot¬ten¬manager vermindert, der vorzeitige Ver¬schleiss infolge häu¬figer Klein¬wäschen durch die solidere Kon¬struktion verringert. Während für Haushalt¬waschmaschinen nur ein kleiner Markt für Gebrauchtgeräte besteht, er¬folgt eine "Wiederverwendung" in der Gemeinschaftsanlage dauernd. Bei einem Gerätewechsel liegt es im Eigeninteresse des Betrei¬bers, (instand¬ge¬setz¬te) Gebrauchtgeräte so lange wie nur möglich an neue Gemein¬schafts¬an¬lagen weiterzuvermieten.
(B2) Bei den betriebswirtschaftlichen Erwägungen haben wir festgestellt, dass ein Flottenmanagement die Reparatur der Waschmaschinen er¬leichtert. Wäh¬rend der HerstellerKundendienst heute etwas mehr als die Hälfte der in¬stallierten Geräte betreut, wird dieser Anteil bei ver¬mieteten Langzeit¬wasch¬maschinen auf 100% ansteigen und die Wirtschaftlichkeit durch kosten¬sparendes Flotten¬management entscheidend verbessert.
(B3) Wie im betriebswirtschaftlichen Abschnitt bereits erwähnt, wird der Her¬stel¬ler in der Primäroption von den Zulieferanten eine Komponentennor¬mung verlangen und durchsetzen, was eine abfallvermeidende Wiederin¬stand¬setzung erleichtert.
(B4) Der Betreiber einer Flotte von vermieteten halbgewerblichen Langzeit¬maschinen ist am abfallsparenden technologischen Hochrüsten der Geräte (Wasch¬programmverbesserungen, Austausch von weiterentwickelten Kom¬ponen¬ten) aus fi¬nanziellen Gründen inte¬ressiert.

Die Wieder- und Weiterverwendung der Verpackungen wird in der Primärop¬tion (wie in Abschnitt 6.2.5. festgehalten) gegenüber dem Ist-Zustand erleichtert.

Die Vermietung halb¬gewerblicher Langzeit¬waschmaschinen für Gemein-schafts¬nut¬zung ist aber auch aus betriebstechnischen Gründen umweltmässig günstiger als der Einsatz von Haushaltwaschmaschinen. Die Langzeitmaschine erlaubt eine com¬pu¬tergesteuerte optimale Waschmittel- und Wasserdosierung sowie ein Recycling der Waschlauge. Diese Optionen sind bei der Haushaltmaschine aus Kosten- und Tech¬nik¬gründen nicht machbar.

Entsorgung
Bei der Vermietung halbgewerblicher Waschmaschinen trägt der Her¬steller-Betrei¬ber die Verantwortung für die Entsorgung; er ist interessiert an höchster Qualität, ent¬sor¬gungs¬freundlicher Produktegestaltung und bürgt für eine umwelt¬gerechte Ent¬sor¬gung. Einen solch hohen Stand der Entsorgung werden verkaufte Haushalt¬wasch¬ma¬schi¬nen nur erreichen, wenn die Hersteller gesetzlich dazu gezwungen werden.

Schadstoffemission
In einer äussert vorsichtigen Ermittlung wurde die Gesamtheit der jährlichen Um¬welt¬schäden in der Bundesrepublik Deutschland für die zweite Hälfte der Acht¬zi¬ger Jahre auf weit über 103.5 Milliarden Mark veranschlagt; davon ent¬fallen 46% auf Luft¬ver¬schmutzung, 32% auf Lärmemissionen, 17% auf Gewässerver¬schmutzung und 5% auf Bodenzerstörung. Verursacht werden sie von einer Bedürf¬nis¬befriedi¬gung im wei¬te¬sten Sinne, grundsätz¬lich also auch vom Erbringen von Waschleistung, mit all den damit verbundenen Aktivitäten auf den Ebenen Produktion, Vertrieb, Nutzung, Unter¬halt und Entsorgung. Somit fragt sich, ob diese volkswirtschaftlich rele¬vanten Um¬welt¬beein¬trächtigungen in der Primärop¬tion geringer als in der Extra¬po¬lie¬rung des Ist-Zustandes sein würden; die Frage wird im folgenden mit dem Hin¬weis auf bestimm¬te Möglichkeiten der Nutzungs¬dauerverlängerung und der sich da¬raus erge¬ben¬den verringerten Unweltbe¬lastung bejaht.
Folgende Gründe sprechen für einen effizienteren Ressourceneinsatz durch Lang¬lebigkeit und Nutzungsdauerverlängerung (weniger Ressourcen für die gleiche Wasch¬leistung) im Vergleich der vermieteten halb¬gewerblichen Langzeit¬wasch-maschi¬ne für Mehrfachnutzung zur verkauften Haushaltwaschmaschine:

  • infolge der niedrigen Nutzungsintensität der Haushaltwaschmaschine weist die Pri¬mär¬option eine stark verbesserte Nutzungsef¬fizienz auf;
  • der Anreiz zur Konstruktion eines (reparaturfreundlichen) Langzeitgutes ist beim Vermietsystem um vieles stärker als bei einem Verkauf mit der gesetz¬li¬chen Gewährleistung von 6 resp. 12 Monaten;
  • im Gebrauch weist die solidere halbgewerbliche Waschmaschine einen gerin¬ge¬ren vorzeitigen Verschleiss auf;
  • Reparaturen sind aus den bereits dargelegten Gründen billiger, was zur Nutzungsdauerverlängerung anregt oder zumindest diese nicht hemmt;
  • lebensdauerverlängernd wirkt ebenfalls das in der Primäroption eher mögliche (schon eingeplante) technologische Hochrüsten. Neben diesen Ueberlegungen zur Waschmaschine selber ist zugunsten der Primärop¬tion auch die Verminderung der Verpackung zu berücksichtigen.

Das bei der vermieteten halbgewerblichen Langzeitwaschmaschine bessere Ver¬hält¬nis von Ressourceneinsatz zu beanspruchter Waschleistung bedeutet, dass die sel¬be Waschleistung in allen Phasen der Produktdauer weniger Aufwand erfor¬dert, und dies wiederum verursacht grundsätzlich weniger Umweltbeein¬trächtigungen in Pro¬duktion, Vertrieb und Distribution, Nutzung, Instandhal¬tung und Entsorgung; das¬selbe gilt für den Minderbedarf an Ver¬packung und Transport in jeder dieser Pha¬sen. Ge¬rade der mit dem Vertrieb und, in gerin¬gerem Umfang, mit dem Kunden¬dienst ver¬bundene Transport gehört zu den Hauptverursachern der ein¬gangs erwähn¬ten zwei grössten Umweltbelastungen, d.h. der Luftverschmutzung und Lärmbe¬lastung. Aus der hier diskutierten Sicht be¬gründet dies einen wohl entschei¬denden Vor¬sprung der Primäroption.

TAFEL 6.2.A. Materialbilanz des untersuchten Produktes Haushaltwasch¬maschine

Gesamtgewicht mit Verpackung 78,500 kg 100%
Metalle 42,32 kg 54%
davon Eisen 23,2 kg
Gusseisen 3,8 kg
Stahl 6,2 kg
Chromstahl 5,4 kg
Aluminium 1,9 kg
Kupfer und Messing 1,8 kg
andere NE-Metalle 0,1 kg
Kunststoffe 6,76 kg 9%
davon Styrol 2,1 kg
Poliolefine 1,3 kg
PVC 0,7 kg
PA 0,4 kg
andere 0,35 kg
Kunststoffverbindungen 0,51 kg
Kunststoffe mit Zusätzen 1,4 kg
Kautschuke 1,6 kg 2%
Andere Materialien 27,82 kg 35%
davon Zement 21,9 kg
Karton 2,3 kg
Holzwerkstoffe 2,5 kg
Glas 1,0 kg
übrige Materialien 0,1 kg

TAFEL 6.2.B. Liste der technischen Neuerungen der letzten zehn Jahre

  • Verbesserung der Schleuderfähigkeit: Verbesserung der mechanischen Ent¬wässe¬rung durch Erhöhung der Schleuder¬drehzahl bis auf l'500 U/min (ideal wäre eine Drehzahl von 800 - 1'000 U/min in Bezug auf Schleuder¬wirk¬sam¬keit).
  • Verringerung des Wasserbedarfs pro Waschzyklus um 40%, der eine Verbrauchsreduzierung an elektrischer Energie von 30 bis 40%% (Heizwärme) und eine Waschmit¬teleinsparung von rund 20% zur Folge hat (für vergleich¬bare Waschpro¬gramme).
  • Programmgestaltung mit Programmvielfalt gemäss der Materialvielfalt (Texti¬lien), d. h. Tendenz zu textilfreundlichem Waschen (weniger Koch¬wäsche).

TAFEL 6.2.C. Optionen der Abfallvermeidung durch die Strategien Langlebigkeit und Mate¬rial-recycling: Fallstudie Waschmaschine